Immer mal wieder erreicht uns in der Rezeptur-Hotline die Frage, ob man zu den pharmazeutischen Grundlagen Audor® Gelgrundlage und Vesigel® ätherische Öle hinzugeben darf, um den Geruch angenehmer zu machen… vor allem, wenn man die Gele zur topischen bzw. ästhetischen Verwendung herstellt.
Dieser Frage haben wir uns in unserer Entwicklungs- und Forschungsabteilung angenommen und verschiedene ätherische Öle unter dem Gesichtspunkt Kompatibilität und Stabilität betrachtet. Auch wenn die zu betrachteten Grundlagen nahezu geruchslos sind und dies von den Verwendern auch meist gewünscht ist, gibt es doch einen beträchtlichen Anteil von Anwendern, die sich einen Geruch wünschen.
Ätherische Öle in der Audor® Gelgrundlage und Vesigel® – dieser Wunsch lässt sich theoretisch leicht umsetzen.
Allerdings haben wir besonders im vergangenen Jahrzehnt lernen müssen, dass es einige Inkompatibilitäten und Instabilitäten zu berücksichtigen gibt, die nur durch eine praktische Durchführung widerlegt werden können.
Denn seit der letzten Auflage der Apotheken-Betriebsordnung im Jahr 2011 sind viele Inkompatibilitäten öffentlich gemacht worden, an denen sich die Apotheken und insbesondere die Herstellenden in der Rezeptur zu halten haben, sodass am Ende des Tages eine Rezeptur an den Kunden abgegeben wird, die die gewünschte Wirkung zu 100 % erfüllt.
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Dies war in den Jahren zuvor leider nicht immer der Fall, da man zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel noch nichts über Interaktionen von Phenolen und nichtionischen Emulgatoren wusste. Denn jede Inkompatibilität vermindert die Konzentration des Wirkstoffes und löscht ihn im schlimmsten Falle sogar aus.
Umso wichtiger, dass die Wissenschaft im pharmazeutischen Bereich einen großen Schritt nach vorne getan hat, damit die Rezepturen stabiler und sicherer sind… und die Konzentration des Wirkstoffes in der Rezeptur der verordneten Konzentration des Arztes entspricht. Dies erfordert aber selbstverständlich auch einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand und eine manchmal nervenaufreibende Dokumentation. Zwei wichtige Themen, die im Rahmen des Themas Rezeptur von der Öffentlichkeit jedoch nicht immer gesehen werden.
Kommen wir zur Versuchsreihe, wo wir zwei pharmazeutische Grundlagen und 2 ätherische Öle exemplarisch betrachtet haben.
Die Grundlagen
Die Audor® Gelgrundlage findet ihren Einsatz in transdermalen und topischen/ästhetischen Rezepturen. D.h. sie wird u.a. für Formulierungen im ästhetischen Bereich verwendet (z.B. Falten), aber auch wenn es darum geht, Hormone im Rahmen einer HRT tief in die Haut eindringen zu lassen, um eine systemische Wirkung zu erzielen. Dazu werden in Kombination die sogenannten Vitamin-F-Liposomen eingesetzt.
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Das Gel ist seit Jahrzehnten erprobt, es sind nur wenige Inhaltsstoffe enthalten und somit kaum Inkompatibilitäten zu erwarten. Lediglich kationische Wirkstoffe können mit der Audor® Gelgrundlage nicht verarbeitet werden, da es sich um ein anionisches Gel handelt.
Und es gibt Besonderheiten in der Zusammensetzung, die unbedingt erwähnt werden müssen.
Die Grundlage enthält Hyaluronsäure, und zwar in 2%-iger Konzentration. Also mehr, als man in manch handelsüblichen Antifalten-Cremes, die man in den Regalen der Discounter oder Kosmetik-Studios findet. Hinzu kommt, dass Hyaluronsäure nicht nur enorme Wassermengen bindet und so das Volumen der Haut wieder aufbaut, sondern es lässt auch Wirkstoffe besser in die Haut penetrieren.
Des Weiteren zählt zu den Ingredienzien der Rohstoff Dexpanthenol, der zur Regeneration geschädigter Haut beiträgt, indem es die Produktion neuer Hautzellen fördert. Dadurch beschleunigt das Vitamin die Bildung von neuem, gesundem Hautgewebe. Zudem werden die Hautschutzbarriere und das Feuchthaltevermögen der Haut gestärkt.
Und das war noch nicht alles! Die Audor® Gelgrundlage ist bei Zubereitung zur kutanen, oralen, rektalen und vaginalen Anwendung geeignet. D.h. im Klartext, dass es auf der Haut und auf Schleimhäuten verwendet werden kann. Und zwar deshalb, weil das schleimhautverträgliche Carbopol 974P enthalten ist. Ein kleiner, aber sehr feiner und wichtiger Unterschied zu all den anderen Gelen auf dem Markt und im Rezeptur-Regal.
Kommen wir zur zweiten pharmazeutischen Grundlage Vesigel®!
Vesigel® ist eine Gelgrundlage, die sich unserer Haut entsprechend aus dem Kollagen eines essbaren Mittelmeerschwamms (Chondrosia reniformis), Lecithin- und Fettliposomen zusammensetzt. Als Kolloidgel kann Schwammkollagen beim pH-Wert der Haut große Mengen verschiedener Wirkstoffe binden und zusammen mit den Liposomen durch die Haut transportieren.
Dies ist für die effiziente transdermale Applikation und Therapie (z. B. mit bio-identischen Hormonen) entscheidend. Und dies ist auch der primäre Einsatzbereich des Gels. Bei Vesigel® handelt es sich um ein Zweikomponentensystem. Das Vesigel® Compact: eine Grundlage aus Liposomen und Schwammkollagen-Partikeln zur Einarbeitung von Wirkstoffen und dem Vesigel® Dilutor: eine Gelgrundlage zur Einstellung der gewünschten Wirkstoffkonzentration.
Die Wirksamkeit und Durchschlagkraft von Vesigel® wurde in einer groß angelegten Vergleichsstudie der Philipps-Universität in Marburg mit unterschiedlichen Grundlagen im Bereich der transdermalen Applikation zu Tage gebracht.
Blogartikel zu der Vergleichsstudie der Universität Marburg:
Penetrationsverhalten pharmazeutischer Grundlagen
In dieser weltweit ersten Vergleichsstudie wurden Rezepturen, basierend auf unterschiedlichen Grundlagen mit identischer Menge an Wirkstoffsurrogat (hydrophil und lipophil) hergestellt und deren dermale und transdermale Penetration untersucht. Die durchgeführte Studie lieferte einen essenziellen Beitrag, um Wirkstoffe nach topischer Applikation zur richtigen Zeit, in der richtigen Konzentration an den gewünschten Wirkort zu transportieren, sodass optimale Therapieerfolge erzielt werden können.
Das Ergebnis: Vesigel® zeigte das beste Penetrationsvermögen! Gleichmäßig und tief werden die Hormone in die Haut transportiert, bis diese über die Blutbahn zum eigentlichen Wirkort gelangen. Diese Studie stellen wir Ihnen selbstverständlich sehr gerne zur Verfügung!
Die ätherischen Öle
Für den Test wurden exemplarisch Nelken- und Lavendelöl in Arzneibuch-Qualität verwendet und in die pharmazeutischen Grundlagen eingearbeitet, die selbstverständlich mit einem Analysenzertifikat ausgestattet sind. Versuchsweise wurden jeweils 10 Tropfen der Öle zu 50 g der Grundlagen gegeben.
Das Ergebnis:
- Die ätherischen Öle lassen sich problemlos einarbeiten
- Es liegt keine manifeste oder lavierte Inkompatibilität vor
- Je nach Geruchsintensität können bis zu 10 Tropfen zu 50 g Grundlage gegeben werden
- Die Wirkung der Liposomen wird nicht beeinträchtigt
- Die empfohlene Aufbrauchsfrist verändert sich nicht
- Auch andere Öle können eingearbeitet werden
Abschließend noch ein Wort zur Herstellung der Rezepturen mit den genannten pharmazeutischen Grundlagen. Diese stellt in keiner Weise eine Herausforderung für den Herstellenden dar, ganz im Gegenteil, die einzelnen Komponenten sind einfach miteinander zu verarbeiten. Entweder mit Pistill in Kombination mit dem Mörser oder mit den gängigen Rührsystemen.
Bei Fragen zu dieser Thematik und anderen Bereichen hinsichtlich Anti-Aging stehe ich Ihnen jeder Zeit im Rahmen der Rezeptur-Hilfe zur Verfügung!
Ihr
Dr. Stefan Bär
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