Hormone bestimmen unser Leben: unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, unseren Sexualtrieb, unser äußeres Erscheinungsbild! Das ist selbstverständlich längst nicht alles, denn Hormone haben weitaus mehr Funktionen, als wir uns vorstellen können.
Hormone sind nicht nur Botenstoffe, mit denen verschiedene Organe im Körper miteinander kommunizieren können. Die unterschiedlichsten Hormondrüsen (u.a. Hypothalamus, Schilddrüse, Nebennieren, Bauchspeicheldrüse und Hoden) geben Hormone in die Blutbahn ab.
So gelangen die Hormone zu allen Zellen des Körpers. Und noch längst ist hinsichtlich der Wirkungen nicht alles untersucht worden und deshalb ist die Wissenschaft weiter auf der Suche nach neuen Aufgaben dieser besonderen Botenstoffe.
Dabei geht es nicht nur um Hormone!
Deren Konzentration im Blut im Laufe des Lebens mehr und mehr abnimmt. Es fällt nämlich auf, dass die Konzentrationen vieler Hormone überwiegend nach dem 30. Lebensjahr anfangen zu sinken und sich begleitend die Zeichen des Alterns zeigen und die Sterbewahrscheinlichkeit zunimmt.
Dazu gehören zum Beispiel das Progesteron, Testosteron, Prasteron oder auch Estriol, die vorwiegend betrachtet werden, wenn es um das Thema Anti-Aging oder Hormon-Substitution geht. Diese Hormone werden aus dem Cholesterin in verschiedenen Kaskaden (Steroid-Synthese) gebildet und unterliegen überwiegend dem oben erwähnten Prozess!
Hormone, die in Sekundenschnelle ihre Wirkung erzielen.
Vielmehr interessieren die Wissenschaftler und Forscher Hormone, die in Sekundenschnelle ihre Wirkung erzielen und keinem zirkadianem Rhythmus unterliegen.
Melatonin ist ein Musterbeispiel für ein Hormon, welches diesen fein getackteten Rhythmus vorgibt und unseren Tages- und Nachtablauf maßgeblich bestimmt. D.h. es ist tonangebend für unsere innere Uhr und steuert, wann wir müde werden und wann wir aufwachen. Während das Stresshormon Cortisol uns tagsüber wach hält, bringt Melatonin die Körperfunktionen zum Herunterfahren.
Wie viel Melatonin der Körper ausschüttet, bestimmt letztendlich das Auge bzw. das Tageslicht. Fällt Tageslicht auf die Netzhaut, hemmt dies die Melatonin-Produktion. Ist es draußen dunkel, schüttet der Organismus rund zwölfmal mehr Schlafhormone aus als tagsüber. Die Folge: wir werden müde.
Nun aber zu den Hormonen, die weder über die Jahre an Wirkung und Konzentration verlieren noch überwiegend an bestimmte Tageszeiten gekoppelt sind. Ein besonderer und bekannter Vertreter ist das Adrenalin, welches in Sekundenbruchteilen durch Stress-Situationen in die Blutbahn schießt, unsere Sinne blitzschnell sensibilisiert und uns somit in eine „Schutzhaltung“ bringt.
Jeder hat dieses Hormon schon tausendfach gespürt und kann somit nachempfinden was es heißt, Hormone zu spüren.
Andere Hormone sind weniger bekannt oder erst seit Kurzem besser durch Studien untersucht.
Dazu gehört zum Beispiel das Kisspeptin, welches auch gerne als „Pille gegen Unlust“ bezeichnet wird und das Sexualverhalten und die Wahl des Geschlechtspartners bestimmt. Zwei Faktoren, die in unserem Leben eine große Rolle spielen. D.h. ohne dieses Hormon wäre das menschliche Fortpflanzungsverhalten stark eingeschränkt. Aber schauen wir mal genauer hin!
Kisspeptin wird im Hypothalamus gebildet und im Jahre 1999 wurde der Rezeptor für Kisspeptin in Ratten gefunden und als G-Protein-gekoppelter Rezeptor identifiziert. Erst 2001 folgte die Entdeckung des passenden Liganden, dem Produkt des KiSS1-Gens. Dessen Funktion wurde zuerst für den Menschen als die eines Suppressorgens für Metastasen beschrieben. D.h. Kisspeptin ist ein Peptidhormon, welches in der Lage ist, die Metastasierung von Tumorzellen zu unterdrücken.
Weiterführender Artikel:
Blogartikel „Bioidentische Hormone – Einsatz und bestmögliche Anwendung.“
Nachfolgende Untersuchungen konnten zeigen, dass Loss-of-Function-Mutationen des KiSS1-Gens beim Menschen ein Durchlaufen der Pubertät verhindern, indem sie eine hypogonadotrope Unterfunktion der Keimdrüsen (Hypogonadismus) bewirken. Daraus wurde gefolgert, dass zu Beginn der Pubertät die Kisspeptin-KiSS1-Rezeptor-Signaltransduktion für die Einleitung der Gonadotropinausschüttung (LH/FSH) erforderlich ist. Somit spielt Kisspetin eine entscheidende Rolle für die Initiierung der Pubertät.
Ein weiterer Vertreter der Hormone, den die breite Masse noch nicht wahrgenommen, ist das FGF21.
Wissenschaftler am medizinischen Institut der Texas-Universität in den USA haben sich mit der Wirkung des Hormons beschäftigt, welches sowohl bei Menschen als auch bei Mäusen in der Leber produziert wird. Es wird meist dann ausgeschüttet, wenn wir Hunger und Proteinmangel haben oder Einfachzucker und Alkohol zu uns nehmen. Allerdings ist Alkohol der stärkste Trigger für die Ausschüttung von FGF21.
Laut den Forschern gibt es bereits Studien, die zeigen, dass FGF21 die Alkoholaufnahme kontrolliert, die Wasseraufnahme zum Schutz vor dem Austrocknen verstärkt und vor alkoholbedingten Leberschäden schützt. Somit ist es ein wichtiger Faktor, der uns vor einer Alkoholvergiftung schützt.
Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob eine externe Aufnahme des Hormons Menschen helfen kann, die eine Alkoholvergiftung erlitten haben. Letztendlich haben die Forscher an Mäusen gezeigt, dass eine Steigerung des FGF21-Hormons im Blut durch eine Injektion die Alkoholvergiftung schneller abbaut, und dies doppelt so schnell. Denn das Hormon aktiviert einen bestimmten Bereich im Gehirn, der für die Wachheit zuständig ist. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der FGF21-Weg zwischen Leber und Gehirn entwickelt hat, um vor einer Alkoholvergiftung zu schützen, und dass er pharmazeutisch zur Behandlung einer akuten Alkoholvergiftung eingesetzt werden könnte. Noch muss dies jedoch an humanen Probanden nachgewiesen werden.
Fazit
Die Wissenschaft wird noch weitere Hormone ausfindig machen und spektakuläre Wirk-Profile aufdecken. Mehr als 6 Millionen Jahre wandelt die Menschheit auf dieser Erde und noch immer sind nicht alle Prozesse, nicht alle Abläufe in unserem Körper bekannt. Bleiben wir wissbegierig, lassen wir uns weiter überraschen… die Hormone werden weiter eine große Rolle dabei spielen, wenn der Mensch „entschlüsselt“ wird.
Ihr
Dr. Stefan Bär
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