In der modernen Kosmetik haben Nanopartikel zur Wirkverstärkung bereits in den verschiedensten Darreichungsformen Einzug gehalten. Immer tiefer sollen die Stoffe eindringen, immer schneller in die Haut penetrieren.
Das heißt wir bewegen uns hier in einer Welt, die kleiner als 50 nm ist. In einer Welt, wo wir nur schwer nachvollziehen können, wo und wie sich die einzelnen Partikel bewegen, wo sie eindringen und was sie letztendlich bewirken.
In der Welt der Liposomen (> 50 nm) sieht das anders aus.
Weiterführender Artikel:
„Gefrierbruch-Untersuchung mit Liposomen“
Dort existieren Aufnahmen von Liposomen-Bewegungen, von Gefrierbruchanalysen, die die Liposomen mit den dazugehörigen Wirkstoffen zeigen. Eine Welt, in der bereits erfolgreich die verschiedensten Liposomen eingesetzt werden und reichlich Erfolge zu verzeichnen sind.
Im Normalfall verwendet man für topische Anwendungen im Anti-Aging-Bereich verschiedene Emulsions-Typen, um Wirkstoffe auf oder in die Haut zu bringen. Jedoch schafft es keines dieser Systeme eine besondere Depot-Wirkung (Ausnahme: Mehrfach-Emulsionen) zu erzielen oder den Wirkstoff tief in die Haut eindringen zu lassen.
Doch mit welchem System lässt sich die Depot-Wirkung von Stoffen verstärken oder eine transdermale, systemische Wirkung erzielen? Mit welchen Transport-Vehikeln können kosmetische Substanzen tief in die Haut gebracht werden?
Mit Liposomen, die entweder mit Rohstoffen beladen werden oder völlig unbeladen vorliegen!
Liposomen sind kleine Lipidvehikel, die mit einer wässrigen Innenphase gefüllt sind, in einer wässrigen Außenphase schweben und nach außen durch die Lipid-Membran abgegrenzt werden.
Sie können mit Rohstoffen beladen werden, d.h. in ihrer Membran transportieren sie fettlösliche, im Kugelinneren wasserlösliche Stoffe tiefer in die Hautschichten und fungieren so als Wirkstoffdepot. Der Metabolismus der Liposomen bzw. die Penetration durch die Haut erfolgt auf natürlichem Wege über die Lysosomen.
Das heißt die Hülle der Liposomen ist den Zellmembranen ähnlich. Die „hautähnlichen“ Liposomen entfalten ihre Wirkungen u.a. durch ihre physikalischen Eigenschaften und ihre geringe Größe von 50 bis ca. 130 nm, die die Penetration in die Epidermis durch die Interzellularspalten gewährleisten.
Weiterführender Artikel:
„Transdermale Applikation – was versteckt sich hinter diesen zwei Wörtern?“
Bei einer einzigen Anwendung dringen Millionen von Liposomen in tiefere Hautschichten vor. Und zwar so tief, dass eine systemische Wirkung erzielt werden kann, da die Liposomen bis zu den Blutgefäßen gelangen können.
Direkt an den Hautzellen setzen die verschiedenen Effekte ein wie z.B. Rezeptorbindung, Freigabe von essentiellen Stoffen und Stabilisierung der Zellmembranen. Je nach definierter Beladung der Liposomen mit Wirkstoffen werden die verschiedenen Reparaturmechanismen aktiviert oder auch eine systemische Wirkung erzielt.
Es sind beladene und unbeladene Liposomen erhältlich.
So gibt es die sogenannten Leer-Liposomen (z.B. Vitamin F-Liposomen), die sich mit Wirkstoffen „beladen“ lassen. D.h. Wirkstoffe können von den Liposomen aufgenommen bzw. umschlossen werden, indem man sie miteinander verarbeitet. Alternativ gibt es bereits beladene Liposomen, die im Pharma-Bereich Ihre Anwendung finden, so wie zum Beispiel Diclofenac-Liposomen, die bereits in bekannten Fertigarzneimitteln eingesetzt werden.
Doch wir wollen uns in diesem Blog mit kosmetischen Anti-Aging-Rezepturen beschäftigen, zu denen Sie viele Anregungen in unserer Rezepturmappe finden.
Liposomen lassen sich auch pur auf die Haut auftragen, jedoch nutzt man bestimmte Grundlagen, in die die Liposomen in Kombination mit einem Rohstoff (z.B. Hyaluronsäure) eingearbeitet werden können. Vorzugsweise wird hierzu die Audor®-Gelgrundlage verwendet, da diese seit Jahrzehnten erprobt ist, nur eine überschaubare Anzahl an Inhaltsstoffe besitzt und somit kaum Inkompatibilitäten zu erwarten sind.
Lediglich kationische Wirkstoffe können mit der Audor®-Gelgrundlage nicht verarbeitet werden, da es sich um ein anionisches Gel handelt. Ein wichtiger Inhaltsstoff ist übrigens die Hyaluronsäure, die es praktisch kostenlos als Anti-Aging-Substanz dazu gibt, ein weiterer Dexpanthenol, der geschädigte Haut wieder repariert und der Hautpflege dient.
Aber kommen wir nun in Kurzform zu den Liposomen, die Sie in kosmetischen Anti-Aging-Formulierungen verwenden können:
Mehr Informationen zu Liposomen:
„Blogartikel zu Liposomen“
Vitamin F-Liposomen: dabei handelt es sich um sogenannte Leer-Liposomen, die mit den verschiedensten Wirkstoffen beladen werden können. Jedoch können Sie auch pur verwendet werden, um eine geschädigte Hautbarriere wiederaufzubauen. Optimal ist zum Beispiel die Kombination mit Hyaluronsäure und der Audor Gelgrundlage. In nullkommanichts haben Sie ein feuchtigkeitsspendendes Anti-Aging-Gel hergestellt, welches hervorragend einzieht und keinen Fettfilm hinterlässt. Ganz individuell wird die Faltentiefe effektiv verringert.
Allergo-Liposomen: die sterilisierte Form der Vitamin F-Liposomen. In klinischen Studien konnte belegt werden, dass diese unbeladenen Liposomen insbesondere bei Neurodermitis, endogenen Ekzemen, Psoriasis und prophylaktisch bei Kontaktallergien Linderung verschaffen. Warum? Aufgrund der enthaltenen ungesättigten Fettsäuren Linolensäure und Linolsäure wird die Hautschutzbarriere, die u.a. bei Neurodermitis durch fehlende essentielle Fettsäuren vermindert ist, aufgebaut und stabilisiert. Dadurch wird das Eindringen von Allergenen verhindert, die Bildung von Ekzemen unterbunden und die Symptomatik gelindert.
Vitamin C-Liposomen: die enthaltene Ascorbinsäure wirkt als Antioxidans, fördert die Kollagenneubildung und führt zur Abschilferung der Keratozyten. Das heißt hinsichtlich der Indikation geht es um einen der besten Radikalfänger in kosmetischen Grundlagen und den sogenannten „Whitening-Effekt“, den besonders die asiatischen Verbraucherinnen schätzen. Den in den meisten fernöstlichen Ländern ist es chic, eine weiße, helle Haut zu haben. Eine Rezeptur zur Herstellung dieser Liposomen stellen wir sehr gerne zur Verfügung.
DHA-Liposomen: dass durch die Liposomen aufgenommene Dihydroxyaceton reagiert mit Peptiden und Aminosäuren in der Haut und löst eine Bräunung der Haut aus. Der Bräunungsgrad ist je nach Konzentration des Wirkstoffes unterschiedlich und kann individuell angepasst werden. Auch diese Rezeptur finden Sie in einem unserer Rezeptur-Tipps. Einfach zum Newsletter anmelden, dann werden Sie alle 2 Wochen mit neuen Rezepturen und Themen aus der Anti-Aging-Welt versorgt.
In unserer Entwicklungs- und Forschungsabteilung arbeiten wir weiter an der Beladung von Liposomen mit neuen Stoffen. Wir prüfen die Umsetzbarkeit, Kompatibilität und Stabilität, damit Sie diese und o.a. Liposomen mit gutem Gewissen in Ihren Formulierungen einsetzen können.
Viel Spaß beim Rühren!
Ihr
Dr. Stefan Bär
Unsere Rezepturmappe enthält bewährte und innovative Rezepturvorschläge aus der Welt der medizinischen Kosmetik und der Anti-Aging-Welt.
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