Diesmal möchte ich Ihnen eine Rezeptur vorstellen, die aus meiner Sicht nicht mehr in die moderne Galenik passt und bei der die Hautverträglichkeit der Zubereitung bedenklich ist.
Im Rahmen einer Hormon-Ersatz-Therapie Hormone bieten sich viele Darreichungsformen an. Einige Verordner empfehlen grundlegend die orale Zufuhr, andere verordnen je nach Hormon, ob eine transdermale oder orale Zufuhr sinnvoller ist und andere wiederum schwören generell auf die transdermale Applikation von allen Hormonen mit ausgesuchten Transport-Systemen.
Die Fakten liegen auf der Hand: wann immer Hormone oral verabreicht werden, können über den First-Pass-Effekt in der Leber Metaboliten entstehen, die Nebenwirkungen mit sich bringen können. Deshalb wird mehr und mehr die transdermale Applikation eingesetzt, die sich vor allem in den USA großer Beliebtheit erfreut und auch bei anderen Indikationen, zum Beispiel in der Schmerz-Therapie erfolgreich Anwendung findet.
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Transdermale Applikation – was versteckt sich hinter diesen zwei Wörtern?
Für die transdermale Applikation von Hormonen gibt es mittlerweile bewährte Grundlagen mit speziellen Transport-Vehikeln (u.a. Schwammkollagen / Liposomen / Lecithine), damit der Wirkstoff tief eindringen und über die Blutbahn seinen Rezeptor erreichen kann.
In unserem speziellen Fall hinsichtlich einer transdermalen Applikation geht es um das lichtempfindliche Progesteron, dem meistverordneten Hormon im Bereich der Anti-Aging-Thematik. Wenn man weiß, dass in Apotheken teilweise mehr als 500 kg dieses chemischen Botenstoffes in Rezepturen verarbeitet wird, dann wird einem bewusst, welche Bedeutung dieses Hormon bereits erreicht hat.
In diesem Artikel möchte ich wie bereits zu Anfang erwähnt eine fragliche Rezeptur vorstellen, die glücklicherweise ein Stiefmütterchen-Dasein pflegt, aber trotzdem in der Hormon-Ersatz-Therapie verordnet wird. Und zwar die transdermale Applikation einer 5%-igen Progesteron-Lösung.
Sollte diese oder eine ähnliche Rezeptur auftauchen kann man den Verordner darauf aufmerksam machen, dass pharmazeutische Grundlagen zur Verfügung stehen, die hinsichtlich der transdermalen Eigenschaften mittlerweile bestens untersucht sind. Hierzu kann auf die Studie der Phillips-Universität in Marburg verwiesen oder die Rezeptur-Mappe ausgehändigt werden. Hinzu kommt die mögliche Reizung der Haut durch das eingesetzte Benzylalkohol und das Austrocknen durch Ethanol.
Die Folge: Schädigung der Hautschutz-Barriere. Auch der Einsatz von DMSO ist bedenklich, denn über die Haut aufgenommen führt DSMO in einigen Fällen zu einem Brennen, Juckreiz, einer allergischen Reaktion oder Hautausschlag.
Fazit: Final entscheidet der Arzt über die Anwendung und Darreichungsform, aber man sollte dabei auf die neusten Erkenntnisse und Studienergebnisse hinweisen, um das bestmögliche Ergebnis für die Patienten zu erzielen. Vor allem wenn es um das Thema Verträglichkeit und Wirksamkeit geht.
Ihr
Dr. Stefan Bär
Unsere Rezepturmappe enthält neben der Rezeptur für 5%-ige Progesteron-Lösung bewährte und innovative Rezepturvorschläge aus der Welt der medizinischen Kosmetik und der Anti-Aging-Welt.
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