Ambroxol – das äußerst wirksame Lokalanästhetikum.
Wir alle kennen Ambroxol als einen Arzneistoff, der bereits seit 1979 als Schleimlöser bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen eingesetzt wird. Doch seit 20 Jahren gibt es auch Lutschtabletten gegen Halsschmerzen. Das heißt Ambroxol ist mehr als ein Mucoregulanz, es ist gleichzeitig ein Wirkstoff mit lokalanästhetischer Wirkung.
Damals ist in frühen präklinischen Studien der lokal betäubende Effekt aufgefallen, doch diese Wirkkomponente blieb ungenutzt, bis ein Pharma-Unternehmen die ersten Lutschtabletten mit Ambroxol auf den Markt gebracht hat.
Seitdem sind die wichtigsten Vertreter der Lokalanästhetika in der Halsschmerztherapie Lidocain, Benzocain und Ambroxol. Sie sind in diversen Lutsch-, Spül- oder Spraypräparaten enthalten. Die Datenlage der einzelnen Wirkstoffe ist sehr gut und vor allem Ambroxol liefert überzeugende und gesicherte Daten.
Ein anderer Einsatz als Analgetikum erfolgte bis 2015 nie, obwohl im Tiermodell nachgewiesen werden konnte, dass schmerzbedingte Verhaltensweisen auch bei chronischem Schmerz unterdrückt werden. Denn Ambroxol ist im Vergleich zu anderen Lokalanästhetika interessanterweise ein ausgesprochen potenter Blocker spannungsabhängiger Natriumkanäle. Es hemmt Natriumkanäle mit etwa 40-fach höherer Potenz als Lidocain und besitzt eine deutlich höhere Wirksamkeit bei Benzocain.
Zudem ist die Blockade des Natriumkanalsubtyps Nav 1.8, der bevorzugt in nozizeptiven C-Faser-Neuronen exprimiert wird, potenter als die anderer Kanalsubtypen. Da die Toxizität der Substanz vergleichsweise sehr gering ist, erschien die Verwendung einer ambroxolhaltigen halbfesten, topischen Darreichungsform ein interessanter Ansatz zur Therapie ansonsten unzureichend zu behandelnder Schmerzzustände. Die ersten Versuche mit Ambroxol zur topischen Anwendung bei neuropathischen Schmerzen, wie beispielsweise Phantomschmerzen oder Fußneuropathie, nahmen ihren Lauf. Und dies aufgrund der o.g. Vorteile äußerst erfolgreich. So wurde u.a. nach Applikation einer 20%igen Creme in Studien eine deutliche Schmerzreduktion schon nach 5 bis 30 Minuten beschrieben.
Aus diesem Grund verordnen immer mehr Ärzte diese Dermatika als Rezepturarzneimittel, ein zugelassenes Fertigarzneimittel zur Anwendung auf der Haut befindet sich derzeit nicht auf dem Markt und deshalb müssen Alternativen bereitgestellt werden.
Und es gibt Sie! Verschiedene Formulierungen mit Ambroxol können in der Praxis verwendet werden, wobei immer darauf zu achten ist, dass das Ambroxol nur als Ambroxolhydrochlorid erhältlich ist (als leicht gelbliches, kristallines Pulver) und bei der Verarbeitung der Substanz der Einwaagekorrektur in Hinblick auf den chargenspezifischen Gehalt erforderlich sein kann. Besonders muss darauf geachtet werden, dass keine anionischen Grundlagen eingesetzt werden, da es ansonsten zu einer Kation-Anion-Reaktion und somit zu einer Inkompatibilität kommt. Die aus unserer Sicht beste Kombination findet sich mit der liposomalen Grundlage Vesigel®, die im vergangenen Jahr als beste transdermale Grundlage bei der weltweit ersten Vergleichsstudie verschiedener Grundlagen hervorgegangen ist. Und dies aus verschiedenen Gründen.
Vesigel® sorgt dafür, dass weniger Wirkstoff eingesetzt werden muss und das Ambroxol tief penetrieren und lange aufgrund der entwickelten Depot-Funktion wirken kann. Das im Vesigel® enthaltene Schwammkollagen arbeitet hervorragenden mit den Liposomen zusammen, so dass eine optimale Wirkung erzielt werden kann. Vesigel® ist eine Gelgrundlage, die sich unserer Haut entsprechend aus dem Kollagen eines essbaren Mittelmeerschwamms (Chondrosia reniformis), Lecithin- und Fettliposomen zusammensetzt. Als Kolloidgel kann Schwammkollagen beim pH-Wert der Haut große Mengen verschiedener Wirkstoffe binden und zusammen mit den Liposomen durch die Haut transportieren.
Doch wie genau wird dieser Depot-Effekt erzielt, wie kann das Ambroxol im Vergleich zu anderen Grundlagen wirksamer mit den Liposomen durch die Haut transportiert werden?
Ganz einfach: Liposomen sind kleine Lipidvehikel, die mit einer wässrigen Innenphase gefüllt sind, in einer wässrigen Außenphase schweben und nach außen durch die Lipid-Membran abgegrenzt werden. Sie können mit Rohstoffen beladen werden, d.h. in ihrer Membran transportieren sie fettlösliche, im Kugelinneren wasserlösliche Stoffe tiefer in die Hautschichten und fungieren so als Wirkstoffdepot. Der Metabolismus der Liposomen bzw. die Penetration durch die Haut erfolgt auf natürlichem Wege über die Lysosomen. Das heißt die Hülle der Liposomen ist den Zellmembranen ähnlich. Die „hautähnlichen“ Liposomen entfalten ihre Wirkungen u.a. durch ihre physikalischen Eigenschaften und ihre geringe Größe von ca. 100 nm, die die Penetration in die Epidermis durch die Interzellularspalten gewährleisten. Bei einer einzigen Anwendung dringen Millionen von Liposomen in tiefere Hautschichten vor.
Bei einer einzigen Anwendung dringen Millionen von Liposomen in tiefere Hautschichten vor. Und zwar so tief, dass eine systemische Wirkung erzielt werden kann.
Direkt an den Hautzellen setzen die verschiedenen Effekte ein wie z.B. Rezeptorbindung, Freigabe von essentiellen Stoffen und Stabilisierung der Zellmembranen. Je nach definierter Beladung der Liposomen mit Wirkstoffen werden die verschiedenen Reparaturmechanismen aktiviert oder sogar eine systemische Wirkung erzielt.
Für die Herstellung von Liposomen werden üblicherweise membranbildende Lipide, Phospholipide, Glykolipide oder Cholesterol verwendet und es gibt unterschiedliche Herstellungsverfahren. Unsere Liposomen werden beispielsweise in einem Hochdruck-Homogenisations-Verfahren hergestellt und bestehen aus hochreinem Phosphatidylcholin.
Unterscheiden muss man auch beladene und unbeladene Liposomen. So gibt es sogenannte Leer-Liposomen (z.B. Vitamin F-Liposomen), die sich mit Wirkstoffen „beladen“ lassen. D.h. Wirkstoffe können von den Liposomen aufgenommen bzw. umschlossen werden, indem man sie miteinander verarbeitet. Alternativ gibt es bereits beladene Liposomen auf dem Markt, wie zum Beispiel Diclofenac-Liposomen, die wir alle aus der FAM-Ecke kennen.
Liposomen lassen sich auch pur auf die Haut auftragen, jedoch nutzt man bestimmte Grundlagen, in die die Liposomen in Kombination mit einem Wirkstoff (u.a. Hormone) eingearbeitet werden können. Üblicherweise wird hierzu die Audor® Gelgrundlage verwendet, da diese seit Jahrzehnten erprobt ist, nur eine überschaubare Anzahl an Inhaltsstoffe besitzt und somit kaum Inkompatibilitäten zu erwarten sind. Lediglich kationische Wirkstoffe können mit der Audor® Gelgrundlage nicht verarbeitet werden, da es sich um ein anionisches Gel handelt. Und deshalb ist diese Grundlage für Ambroxol-HCl (kationisch) nicht geeignet.
Fazit:
Die lokalanästhetische Wirkung von Ambroxol ist hinreichend belegt, es fehlen Fertigarzneimittel, aber es gibt alternative Rezeptur-Arzneimittel und Formulierungen, die wir anbieten können. Diese finden Sie in unserer weltweit einzigartigen Rezepturmappe!
Und in unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeiten wir weiter an dieser Liposomen-Technologie und neuen Rohstoff-Liposomen-Kombinationen, u.a. auch an einem Ambroxol-Hautspray. Sie dürfen gespannt sein!
Ihr
Dr. Stefan Bär
Unsere Rezepturmappe enthält bewährte und innovative Rezepturvorschläge aus der Welt der medizinischen Kosmetik und der Anti-Aging-Welt.
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