Normalerweise würde man in dieser Jahreszeit über Rezepturen gegen Schnupfen, Husten, Heiserkeit oder zur Stärkung des Immunsystems berichten, aber wir haben besondere Zeiten, in denen es auch in der Apotheke und insbesondere bei der Herstellung von Rezepturarzneimitteln Herausforderungen gibt.
Denn vermehrt kommt es vor, dass bestimmte Inhaltsstoffe nicht verfügbar sind, sodass eine verordnete Rezeptur nur erschwert hergestellt werden kann. Lieferkettenprobleme, hohe Energiekosten und die Corona-Wellen sind Gründe, die dazu führen können, dass Hersteller nicht mehr liefern können oder die Kosten für die Produktion explodieren und unwirtschaftlich machen.
Ich denke wird sind erst am Anfang dieser Entwicklung und müssen uns auch im pharmazeutischen Umfeld auf turbulente Zeiten einstellen.
Aber… die Apotheker und Ihre fleißigen Helfer sind bereits seit Jahrtausenden dafür bekannt Lösungen zu finden. Um Menschen zu helfen und die notwendigen Arzneimittel zur Verfügung zu stellen, vor allem dann, wenn es um Orphan Drugs geht.
Rezeptur heißt nicht einfach nur die Verordnung des Arztes umzusetzen und dies ohne Prüfung herzustellen. Nein, wir alle denken mit, sind dafür ausgebildet worden, sind die Fachleute, die vor allem seit der letzten Apotheken-Betriebsordnung noch mehr in den Vordergrund gerückt sind, weil wir offiziell das prüfende Organ der Ärzte sind.
Wir machen die Rezepturen wasserdicht und plausibilisieren, bis der Morgen kommt.
Und wir sind dazu verpflichtet die Rezepturen auf Herz und Nieren zu prüfen und Inkompatibilitäten und Instabilitäten auszuschließen. Dies ist eine große Verantwortung und diese müssen wir heute tagtäglich untere Beweis stellen. Denn wenn Inhaltsstoffe nicht verfügbar bzw. bestellbar sind müssen Alternativen gefunden werden. Oder wenn sogar Fertigarzneimittel nicht mehr geliefert werden, müssen und können komplette Produkte „nachgebaut“ werden.
Hier möchte ich nur an ein prominentes Elektrolyt-Präparat erinnern, welches wochenlang nicht verfügbar war. Noch mehr beschäftigt uns aktuell die Herstellung von schmerzlindernden und fiebersenkenden Säften, da es zum einen Lieferschwierigkeiten der Fertigpräparate der einschlägigen Firmen gibt und es zum anderen leider auch schwer geworden ist, eine Ersatz-Rezeptur auf die Beine zu stellen, da Gelbildner fehlen, um diese Säfte mit Hilfe von Herstellungsvorschriften (z.B. vom DAC/NRF) nachzubauen.
So können wir zum Beispiel Ibuprofen-Suspensionen mit der „Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen (NRF S.52.)“ aus Rezeptursubstanz oder gepulverten Tabletten herstellen – wenn wir ein alternatives Verdickungsmittel gefunden haben.
Fiebersenkender Saft ist eine von vielen innovativen Rezepturen in unserer „Rezepturhilfe“.
Im Speziellen geht es hierbei um die benötigte Hydroxyethylcellulose 10000 (10000 mPas Nominalwert) und es stellt sich die Frage, wie und in welcher Konzentration alternative Gelbildner eingesetzt werden können. Ein geeignetes Verdickungsmittel ist die Hydroxycellulose 250 (Natrosol 250, 295 mPas).
Die gleichnamige Rezepturformel der NRF-Vorschrift S.52. gibt 0,5 % Hydroxyethylcellulose 10000 vor und um eine ähnliche Verdickung zu ermöglichen, wird ein 1,5%-iger Anteil als Alternative vorgeschlagen. Das heißt einfach die dreifache Menge einsetzen.
Und wer den Geschmack insbesondere für Kinder verbessern möchte, findet auf dem Rezepturblatt noch einen Tipp.
Die Rezeptur finden Sie wie immer hier im Bereich Rezepturhilfe.
Und nun viel Spaß beim Herstellen!
Ihr
Dr. Stefan Bär
Unsere Rezepturmappe enthält neben dieser Rezeptur bewährte und innovative Rezepturvorschläge aus der Welt der medizinischen Kosmetik und der Anti-Aging-Welt.
Hier geht es zum Download.