Hormone sind im Allgemeinen biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten Zellen produziert und abgegeben werden, um spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen an den Zellen der Erfolgsorgane zu verrichten. Bei dem so stattfindenden biologischen Prozess handelt es sich um einen Spezialfall der Signaltransduktion. Die Wirkung dieser Hormone ist uns sehr gut bekannt, sie begleiten uns ein Leben lang und wir fühlen sie tagtäglich. Jeder hat zum Beispiel schon einmal „gespürt“, wenn das Adrenalin an die Rezeptoren andockt und den Parasympathikus aktiviert und wir sofort einsatzbereit sind. Von klein an werden wir von diesem System gelenkt und beeinflusst, es unterstützt uns in der Partnerwahl, steuert unseren Sexualtrieb und kann Erschöpfung und Depression fördern.
Einzelne Hormone dieses Systems konnten isoliert werden und haben Ihren festen Platz in der Hormon-Therapie verschiedenster Indikationen gefunden. Einige dieser Indikationen sind u.a. die Menopause, Haarausfall, Hautalterung, nachlassender Sexualtrieb, Vergesslichkeit und Burnout.
Seit dem Beginn der Hormon-Therapie stellt sich jedoch für die Verordner die Frage, ob sie natürliche oder synthetische Hormone einsetzen sollen.
Die in der Vergangenheit und auch heute noch eingesetzten natürlichen Hormone haben eine große Bandbreite: von durch Pferde gebildetes Equillin und andere konjungierte Pferde-Östrogene, welche aus dem Urin gewonnen wurden bis zu den bekannten Phyto-Östrogenen, die ein 500 bis 1000-fach schwächeres Wirkpotential besitzen. Letztere haben eine ähnliche chemische Struktur wie unsere körpereigenen Hormone und binden an Östrogen-Rezeptoren. Gewonnen werden diese in erster Linie zum Beispiel aus der Traubensilberkerze, dem Roten Klee oder der Sojabohne.
Der Einsatz synthetischer Hormone (Xenohormone) ist ebenso weit verbreitet. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die künstlich hergestellt werden und in der Natur in der hergestellten Struktur nicht vorkommen. Das heißt um sie wirtschaftlich einsetzen zu können, werden synthetische Hormone gegenüber natürlichen Hormonen in ihrer Molekularstruktur verändert. Dadurch werden sie patentierbar und für die Industrie interessant. Durch die Veränderung der Molekülstruktur können synthetische Hormone jedoch vielerlei Nebenwirkungen herbeiführen, die bei einem körpereigenen Hormon des Menschen normalerweise nicht auftreten. Die synthetischen Hormone können zu einer Blockade der Hormonrezeptoren führen, dies bedeutet, dass unsere natürlichen, körpereigenen Hormone nicht mehr an diesen Rezeptoren vollumfänglich andocken und eine Wirkung erzielen können. Weiterhin hat unser Organismus und in erster Linie die Leber Schwierigkeiten die veränderten Hormonderivate zu verarbeiten bzw. abzubauen. Es kommt unter anderem zu Wechselwirkungen mit unterschiedlichen Enzymen und zahlreichen Stoffwechselvorgängen in der Leber. Hinzu kommt, dass durch den Wirkverlust der körpereigenen Hormone und der Leberbelastung viele Nebenwirkungen entstehen können.
Deshalb machte sich die Wissenschaft auf die Suche nach sanfteren Alternativen und rief die bioidentischen Hormone ins Leben, die in den vergangenen Jahren über die USA nach Europa gelangt sind und den Anti-Aging-Markt erobert haben. Auslöser dieser Verbreitung der bioidentischen Hormone war ein amerikanischer Arzt. Dr. Jonathan Wright war der Erste, der mit bioidentischen Hormonen arbeitete und in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Lane Lenard das Standwerk „Bioidentische Hormone“ (493 Seiten) auf den Bücher-Markt brachte. Das Grundlagenwerk des Begründers der Bioidentischen Hormontherapie (BHT) präsentiert den heutigen Stand der Forschung und alles Wissenswerte rund um die Anwendung bioidentischer Hormone. Seine Schlüsselerkenntnis: Grundvoraussetzung für die Erhaltung von Gesundheit und Energie ist es, die natürlichen, vom Körper zunächst selbst hergestellten Hormone im fortgeschrittenen Alter durch bioidentische zu ersetzen. Sie helfen bei Wechseljahresbeschwerden, für gesundes Älterwerden, bei Unfruchtbarkeit, Diabetes, Osteoporose, bei Schilddrüsenproblemen und zahlreichen hormonbezogenen Beschwerden und Erkrankungen bei Frauen und Männern. Diesen Gedanken hat vor allem Herr Prof. Dr. Huber aus Wien weiter in die Welt getragen und dafür gesorgt, dass diese sanfte Form der Hormon-Substitution mehr und mehr an Anerkennung gewann.
Um wieder auf den Einsatz der Hormone und den Einsatz in Rezepturen zurückzukommen gibt es somit bei der Wahl der einzusetzenden Hormone (synthetisch oder natürlich) in einer Rezeptur die unterschiedlichsten Meinungen, aber über die Jahre hat sich herauskristallisiert, dass man mit bioidentischen Hormonen die besten Ergebnisse erzielt. Diese bioidentischen Hormone werden auch als körperidentische oder naturidentische Hormone bezeichnet. Es sind Hormone, deren molekulare Strukturen zu 100% den körpereigenen Hormonen entsprechen. Somit haben bioidentische Hormone den großen Vorteil, dass sie im Körper auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden wie körpereigene Hormone. Gegenüber den synthetischen Hormonen zeigen sich deshalb bedeutend weniger Nebenwirkungen.
Bioidentische Hormone werden aus Pflanzen gewonnen, in erster Linie aus einem Inhaltsstoff der Yams-Wurzel, dem Diosgenin. Aus dem Diosgenin werden in verschiedenen Produktionsschritten verschiedene Hormone synthetisiert, unter anderem auch Pregnenolon und das auf dem Markt am stärksten vertretene Hormon Progesteron. Yams (Dioscorea), auch Yam oder Yamswurzel genannt, sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Yamswurzelgewächse (Dioscoreaceae). Dabei sind die bis zu 800 Arten hauptsächlich in den Tropen, vor allem in Nigeria und Ghana verbreitet.
Die wilde Yamswurzel enthält wie oben beschrieben in großen Mengen Diosgenin, ein Cholesterin-Derivat mit zusätzlichen Hydroxygruppen in der Seitenkette, die als inneren Ether weitere Ringe an das Steran-Gerüst anhängen. Obwohl aus Diosgenin nur durch chemischen Abbau (synthetische Schritte) das Gelbkörperhormon Progesteron gewonnen werden kann (Marker-Degradation), wird Diosgenin in der esoterischen Literatur und der alternativen Medizin als „natürliches“ Progesteron bezeichnet. Besser wäre es hier von einem Progesteron natürlichem Ursprungs zu sprechen. Die Verwendung der Yams-Wurzel für die Progesteron-Produktion wurde bereits 1944 durch Russell Marker in Mexico eingeleitet und hat heute unvorstellbare Ausmaße angenommen.
Aber auch gelber Ingwer, Sojabohnen, Raps oder Pinienholz dienen als Startmaterial für bioidentische Hormone, auch wenn diese neben der Yamswurzel nur ein Schattendasein führen. Der Einsatz der aus den Pflanzen gewonnenen bioidentischen Hormone ist vor allem in der Hormon-Substitution, genauer in der transdermalen Applikation zu finden, von der wir im letzten Blog ausführlich berichtet haben.
Fazit: Ganz gleich, welche Verordnung Sie mit einem Hormon erhalten sollten, ob transdermale Applikation oder nur eine topische Anwendung. Sie sollten immer hinterfragen, ob der Arzt den Einsatz von bioidentischen oder synthetischen Hormonen wünscht!