
Audor Blogbeitrag Hormone
Hormone korrekt verordnen 2.0
Der Einsatz bioidentischer Hormone nimmt mehr und mehr zu und wenn es um das Thema HET geht sind die natürlichen, körperidentischen Hormone die Hormone der ersten Wahl. Und immer wieder bekomme ich im Rahmen der Rezeptur-Hotline oder Rezeptur-Hilfe Anfragen von Ärzten, wie im besten Fall eine Verordnung im Rahmen einer Hormon-Ersatz-Therapie aussehen soll. Und zwar so, dass jede Apotheke diese spielend leicht umsetzen kann und dadurch keine zeitfressenden Rückfragen, Telefonate und/oder Gespräche entstehen. Deshalb kommt hier ein Leitfaden zum perfekten Verordnen von Hormonen.
Welche Informationen müssen auf einem Rezept platziert werden bzw. was ist alles bei einer Verordnung zu beachten?
Das Hormon
Prinzipiell sollen immer, wenn auf dem Weltmarkt vorhanden, bioidentische Hormone eingesetzt werden. Ein Verweis dazu auf dem Rezept ist hilfreich, damit die Apotheke dementsprechend diese Hormone beim Lieferanten bestellt und in der Rezeptur einsetzt.
Beispiel: „Progesteron bioidentisch“
Die Rezeptur
Generell handelt es sich bei allen Verordnungen mit Hormonen (einzeln oder in Kombination) um verschreibungspflichtige Rezepturen, d.h. es werden u.a. pharmazeutische Wirkstoffe eingesetzt. Auf dem Rezept müssen alle Bestandteile des Gels/der Creme mit Menge abgebildet werden. Dazu gehört das Hormon, die pharmazeutische Grundlage und ein Transportvehikel (falls notwendig).
Hier zwei Beispiele:
Progesteron (bioident.) 1,0
Vitamin F-Liposomen 15,0
Gelgrundlage Audor® ad 100,00
Progesteron (bioident) 3,0
Ethanol 96 % 20,0
Vesigel® Compact 25,0
Vesigel® Dilutor ad 100,0

Die Hormon-Dosis
Da es für den Erfolg der Therapie unerlässlich ist, welche Dosierung pro Tag appliziert wird, sollte diese auch auf dem Rezept angegeben werden. Denn die Apotheke orientiert sich bei der Herstellung der Rezeptur daran und wird diese so herstellen, dass ganz genau diese Menge pro Hub/pro Drehung ausgeworfen wird und von der Patientin/vom Patienten appliziert werden kann. Dies entscheidet maßgeblich über Wirkung und Nebenwirkung. Und es ist wichtig darauf zu achten, dass die Dosisbereiche der Hormone auch in Bezug auf Alter, Hormon-Status und Geschlecht angepasst werden.
Beispiel: „50 mg Testosteron/Tag oder Applikation“
Die Darreichungsform
Entscheidend für die Wirksamkeit des Hormons ist je nach Indikation die verwendete Darreichungsform. Deshalb finden Sie hier die wichtigsten Möglichkeiten aufgelistet.
Suppositorien
Hier werden die Hormone in einer Zäpfchengrundlage verarbeitet und vaginal oder rektal eingeführt. Diese Anwendungsform findet kaum noch statt.
Oral einzunehmende Kapseln
Die Hormone werden hierzu auf unterschiedliche Art und Weise in Kapseln verarbeitet und von der Patientin/vom Patienten geschluckt (siehe auch Rimkus-Methode). Eindeutiger Nachteil: Das Gastrointestinal-System und die Leber werden aktiviert und es können neben dem Wirkstoffverlust (bis zu 70 %) Metabolite entstehen, die zu Nebenwirkungen führen können.
Lutschtabletten (Lozenges) und sublinguale Tropfen
Durch das Verbleiben im Mundraum (nicht schlucken) werden die Hormone zum größten Teil über die Mundschleimhaut aufgenommen und in die Blutbahnen transportiert. Somit wird überwiegend der Verdauungstrakt umgangen, meist gelangen aber mehr als 50 % in den Magen, weil aufgrund der normalen Speichelbildung der Schluckvorgang unumgänglich ist.
Implantate
Hierzu wird ein Implantat (Trägermaterial plus Hormon) unter die Haut gebracht. Dazu wird ein kleiner Schnitt getätigt und das Implantat unter die Haut gebracht. Magen und Darm-Trakt werden bei dieser Methode zwar umgangen, aber die zeitliche Hormonfreisetzung hat nichts mit dem natürlichen Muster bzw. Zyklus zu tun. Über den Monat verteilt werden vom Körper unterschiedliche Mengen an Hormonen benötigt und dies kann ein Implantat nicht leisten.
Cremes und Gele
Hierbei werden die Hormone in verschiedenen pharmazeutischen Grundlagen verarbeitet und dann in die Haut (transdermal) oder in die Scheidenschleimhaut (vaginal) eingerieben bzw. dort aufgetragen. Dabei hat die transdermale Hormon-Substitution einen prägnanten Vorteil gegenüber der üblichen peroralen Gabe oder anderen Anwendungen/Darreichungsformen: es wird nur ein Bruchteil der Dosis, die bei peroral verordneten Gaben gegeben wird, benötigt. Bei der oralen Einnahme der Hormone unterliegt der Wirkstoff dem „First-Pass-Effekt“ und somit gehen schätzungsweise mehr als 70 % des Hormons verloren, bevor es seinen Wirkort, die Rezeptoren, erreichen kann. Auch das Nebenwirkungspotential ist wesentlich geringer, da keine oder weniger Metaboliten gebildet werden. Abgesehen davon wissen Patientengruppen mit Schluckbeschwerden diese Substitution zu schätzen.
Die Vorteile der transdermalen Anwendung mit der Kombination aus bioidentischem Hormon, Transportsystem (Liposomen/Schwammkollagen) und einem geeigneten Gel liegen auf der Hand:
- Geringe Wechselwirkungen und Nebenwirkungen, da keine/weniger Metaboliten
- Dosisreduktion durch Umgehung des First-Pass-Effektes in der Leber
- Keine Belastung des Gastrointestinal-Systems
- Es kommt in der Leber nicht zu Wechselwirkungen mit unterschiedlichen Enzymen und zahlreichen Stoffwechselvorgängen
- Keine Absorptionsschwierigkeiten
- Individuelles Anpassen der benötigten Hormon-Konzentration
- Gute Akzeptanz bei Patienten mit Schluckbeschwerden (Dysphagie) oder bei Erbrechen
Das Dosiersystem
Angaben wie „erbsengroß“ oder „einen Strang“ sind als Mengenangabe obsolet und nicht mehr zeitgemäß. Und das gilt für alle Einsatzgebiete! Insbesondere bei der transdermalen Applikation von Hormonen ist es enorm wichtig ein modernes Dosiersystem zu verordnen, mit dem genau die Menge aufgetragen werden kann, die benötigt wird. Dosiersysteme wie Drehdosierkruken (siehe Blog) und Airless-Spender mit definierter Auswurfmenge (1 oder 2 g) haben sich für diesen speziellen Einsatz bewährt. Wichtig ist es dabei darauf zu achten, dass für das Applikationssystem eine Konformitätserklärung vorliegt. Dies prüft die Apotheke!
Beispiel: „Airless Slim Spender
Der Applikationsort
Sehr hilfreich und nach der Apothekenbetriebsverordnung vorgeschrieben ist die Angabe des Applikationsortes. D.h. es muss genau angegeben werden, wo die verordnete Menge aufgetragen werden soll. Bewährt haben sich folgende Applikationsorte: Vagina, Innenseite Oberschenkel, Innenseite Unterarme. Des Weiteren muss nach der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) angegeben werden, wann, wie oft und wie lange das Rezepturarzneimittel appliziert werden soll.
Beispiel: „Einmal täglich für 4 Wochen abends auf die Innenseite der Unterarme auftragen.“
Erstattungsfähigkeit
Um Reklamationen entgegenzuwirken bietet es sich an auf dem Rezept zu vermerken, dass es sich um eine Hormon-Ersatz-Therapie handelt. Dann werden diese Rezepturen auch von den gesetzlichen Krankenklassen (GKV) erstattet bzw. übernommen.
Beispiel: „Hormon-Ersatz-Therapie“
Mit diesen wenigen Punkten wird es jedem Verordner einfach gemacht, eine perfekte und sichere Rezeptur zur transdermalen Hormon-Ersatz-Therapie „aufzuschreiben“. Dies erleichtert den Apothekern und PTAs die Herstellung und das Beschaffen der einzelnen Bestandteile und es verhindert Rückfragen, die am Ende unnötig Zeit kosten.
Sollten immer noch Fragen bestehen, sei es u.a. zur Verordnung, zur Anwendung, zur Beschaffung, zur Applikation, zu den Hormonen oder der Applikation, dann stehe ich Ihnen für alle Fragen selbstverständlich zur Verfügung. Sie erreichen mich dazu telefonisch oder schriftlich in meiner Rezeptur-Hotline.
Ihr
Dr. Stefan Bär

Unsere Rezepturmappe enthält bewährte und innovative Rezepturvorschläge aus der Welt der medizinischen Kosmetik und der Anti-Aging-Welt.
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