Wie das Progesteron zu den Männern gehört, gehört auch das Testosteron zur Frauen-Gesundheit. Üblicherweise steht das Progesteron im Focus, aber immer mehr rückt auch das Testosteron in den Vordergrund, denn auch dieses Hormon beeinflusst maßgeblich das Wohlbefinden der postmenopausalen Frauen. Und schaut man sich die Steroid-Synthese an, dann wird schnell klar, warum zu viel oder zu wenig Testosteron im Blut zu den unterschiedlichsten Reaktionen führen kann.
Obwohl Testosteron als Sexualhormon in erster Linie für die Ausprägung der männlichen Geschlechtsmerkmale verantwortlich ist, wird es von beiden Geschlechtern synthetisiert.
Bei Männern geschieht dies hauptsächlich, zu etwa 95 %, in den Leydig-Zellen des Hodens. Geringe Mengen werden auch in der Nebennierenrinde gebildet. Bei Frauen produzieren die Thekazellen des Ovars und die Nebennierenrinde Testosteron. Hinzu kommt, dass Testosteron während der Schwangerschaft von der Plazenta gebildet wird.
Die tägliche Testosteronproduktion bei Männern beträgt ca. 7 mg und bei Frauen ca. 0,7 mg. Männer bilden also pro Tag rund zehnmal so viel Testosteron wie Frauen. Der Normbereich für erwachsene Männer ist je nach Quelle meist definiert als ein Wert zwischen 12 und 35 nmol/l (3,5–11,5 ng/ml) für das Gesamt-Testosteron. Für erwachsene Frauen gelten Gesamt-Testosteronwerte zwischen 0,4 und 2,0 nmol/l (0,12–0,6 ng/ml) als normal.
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Welche Auswirkungen hat es, wenn vermehrt Testosteron im weiblichen Körper vorliegt?
- Vermehrter Haarwuchs im Gesicht und am Körper
- Akne
- Stimmungsschwankungen
- Unregelmäßige Menstruationszyklen
- Gewichtszunahme
- Unfruchtbarkeit
Und wie kann es zu einer Erhöhung des Testosteronspiegels kommen?
Eine gestörte Hormonproduktion
Hormonelle Störungen, insbesondere im Zusammenhang mit einer übermäßigen Produktion der männlichen Hormone, können zu einem erhöhten Testosteronspiegel führen. Das kann zum Beispiel durch eine Dysfunktion der Eierstöcke oder der Nebennieren verursacht werden.
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Die Gene
Manche Frauen weisen genetisch bedingte Veränderungen auf, die zu einer erhöhten Testosteronproduktion im Körper führen können. Das kann durch Gen-Mutationen oder genetische Störungen verursacht werden.
Bestimmte Medikamente
Die Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Anabolika oder Steroide, kann zu einem Anstieg des Testosteronspiegels bei Frauen führen. Diese Medikamente können die natürliche Hormonproduktion des Körpers beeinflussen und zu hormonellen Dysbalancen führen.
Es kann vorkommen, dass mehrere Ursachen kombiniert auftreten und den Testosteronspiegel beeinflussen. Bei Symptome eines erhöhten Testosteronspiegels ist es wichtig, mit einem Arzt zu sprechen, um die genaue Ursache zu ermitteln und eine geeignete Therapie zu beginnen.
Nebennieren-Erkrankungen
Krankheiten oder Störungen der Nebennieren können zu mehr Testosteron im Körper von Frauen führen. Krankheiten wie das Cushing-Syndrom oder Nebennierenrinden-Hyperplasie können den Testosteronspiegel erhöhen.
Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS)
PCOS ist eine häufige Ursache für erhöhte Testosteronwerte bei Frauen. PCOS ist eine hormonelle Störung, die zu zystischen Eierstöcken und einem Anstieg von Androgenen, einschließlich Testosteron, führt. Frauen mit PCOS haben oft unregelmäßige Menstruationszyklen, Akne oder Haarausfall. Auch die Körperbehaarung nimmt zu.
Die größere Herausforderung im Verlauf des Lebens ist es jedoch dem sinkenden Testosteron-Spiegel entgegenzusehen, denn dieser macht sich schnell im Alltag mit den verschiedensten Symptomen bemerkbar.
Welche Auswirkungen hat es, wenn der Testosteron-Wert im weiblichen Körper unter den Referenzbereich rutscht?
• Stimmungsabfall
• Abnahme sexuelles Wohlbefinden
• Stoffwechselverlangsamung
Dies belegte auch die bislang umfangreichste Metaanalyse zum Thema Testosteron für Frauen jenseits der Wechseljahre: Die Substitution verbessert das sexuelle Wohlbefinden postmenopausaler Frauen signifikant. Lust, Funktion und Vergnügen verbessern sich, schreiben die Review-Autoren im Fachjournal „The Lancet Diabetes & Endocrinology“. Doch In keinem Land dieser Erde gibt es bislang Testosteron-Präparate, die speziell für Frauen zugelassen sind. Auch gibt es noch keine internationalen Leitlinien für die Anwendung bei Frauen.
Und wie kann man diesen negativen Erscheinungen des Alterns entgegenwirken?
Mit einer Hormon-Ersatz-Therapie, bestenfalls transdermal, denn bei oralen Präparaten steigt der LDL-Cholesterol-Wert, während HDL-, Gesamtcholesterol- und Triglycerid-Werte fallen. Die transdermale Applikation hat dagegen keinen Einfluss auf das Lipidprofil. Neben den anderen Vorteilen, die die transdermale Applikation mit sich bringt, denn es wird nur ein Bruchteil der Dosis, die bei peroral verordneten Gaben gegeben wird, benötigt.
Bei der oralen Einnahme der Hormone unterliegt der Wirkstoff dem „First-Pass-Effekt“ und somit gehen schätzungsweise mehr als 70% des Hormons verloren, bevor es seinen Wirkort, die Rezeptoren, erreichen kann. Auch das Nebenwirkungspotential ist wesentlich geringer, da keine oder wenigen Metaboliten gebildet werden. Abgesehen davon wissen Patientengruppen mit Schluckbeschwerden diese Substitution zu schätzen. Auch das Thrombose-Risiko wird gesenkt.
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Wie verordne ich eine transdermale Hormon-Ersatz-Therapie?
Besonders wichtig bei der Verordnung der transdermalen Hormon-Substitution ist, dass der Arzt die Menge/Konzentration angibt, die der Patient pro Tag auftragen soll. Diese muss dann in der applizierten Menge enthalten sein und bei der Herstellung der Rezeptur Berücksichtigung finden. Das heißt es muss ein geeignetes Dosiersystem eingesetzt werden.
Fazit
Das Wohlbefinden der postmenopausalen Frau kann signifikant erhöht werden, wenn Testosteron substituiert wird. Selbstverständlich erst nach einem Bluttest, der möglichst in den Morgenstunden (gegen 11 Uhr) stattfinden sollte.
Und wir benötigen dringend internationale Leitlinien für die Anwendung bei Frauen, damit die Ersatz-Therapie auf sicheren Beinen steht.
Ihr
Dr. Stefan Bär
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