In diesem Blog wollen wir uns dem wichtigsten Hormon in der Welt der Hormon-Substitution widmen: dem Progesteron. Dabei wollen wir neben den uns bekannten Mechanismen und Wirkweisen eine ganz besondere Kooperation hinterleuchten. Was hat das Progesteron eigentlich mit dem Immunsystem zu tun? Doch zuvor beginnen wir mit den Grundlagen, mit der Basis, damit wir später leichter in den wissenschaftlichen Teil einsteigen können.
Hormone sind wie wir wissen im Allgemeinen biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten Zellen produziert und abgegeben werden, um spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen an den Zellen der Erfolgsorgane zu verrichten. So stellt sich dies auch bei dem Hormon Progesteron dar.
Dieses wird auch Gelbkörperhormon genannt, weil es vom Gelbkörper in den Eierstöcken produziert wird. Seine Funktion im Körper lässt sich nur verstehen, wenn man es zusammen mit der Wirkung des Hormons Östrogen (bestehend aus 4 unterschiedlichen Hormonen) betrachtet. Das Hormon Östrogen sorgt in der ersten Zyklushälfte dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Gleichzeitig reift ein Ei heran, welches sich etwa in der Zyklusmitte auf den Weg Richtung Gebärmutter macht – der Eisprung. Aus der Eihülle, die nach dem Eisprung übrigbleibt, entsteht ein Gelbkörper.
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Das in ihm gebildete Progesteron stoppt dann das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und bewirkt, dass diese so umgebaut wird, dass sich ein befruchtetes Ei darin einnisten kann. Klappt das, sorgt Progesteron außerdem dafür, dass sich die beginnende Schwangerschaft stabilisiert. Später, etwa nach der zwölften Schwangerschaftswoche, übernimmt die Plazenta diese Aufgabe. Findet keine Befruchtung statt, geht der Gelbkörper nach etwa zwölf bis 14 Tagen zugrunde, die Gebärmutterschleimhaut wird aufgrund der fehlenden Hormone abgestoßen, die Menstruation beginnt. Und die Ausschüttung von Östrogen verstärkt sich wieder, der Zyklus beginnt von vorne. Ein sehr fein austariertes Zusammenspiel dieser beiden Hormone also.
Aber das ist nicht alles, was das Progesteron kann, es hat vielfältige Funktionen
Es sorgt u.a. auch dafür, dass die Körpertemperatur der Frau nach dem Eisprung um 0,5 bis 1 Grad Celsius ansteigt. Aus diesem Grund benutzen einige Frauen das morgendliche Temperaturmessen zur natürlichen Verhütung oder dazu, um bei einem Kinderwunsch die fruchtbaren Tage genauer zu bestimmen. Der Temperaturanstieg kurbelt aber auch den Stoffwechsel an, der Körper verbrennt bei gleicher Belastung mehr Kalorien.
Auch für die Ausscheidung überflüssigen Gewebewassers sorgt Progesteron. Diese „Entwässerung“ wirkt zum Beispiel dicken, schweren Beinen entgegen. Und das ist nicht alles. Kreist mehr Progesteron im Blut, wirkt das beruhigend, der Schlaf verbessert sich. Das Immunsystem wird ebenfalls stimuliert. Zudem hat Progesteron eine leicht entzündungshemmende Wirkung. Auch den Knochenaufbau unterstützt es. Und nicht zuletzt ist es ein Wohlfühlhormon, denn es stimuliert bestimmte Rezeptoren im Gehirn, die dafür sorgen, dass wir uns gut entspannen können. So kann uns auch Stress viel weniger anhaben.
Und wir wollen noch tiefer in diese Thematik einsteigen und zum eigentlichen Inhalt dieses Blogs kommen. Was hat Progesteron mit dem Immunsystem zu tun? Achtung… jetzt wird’s hochwissenschaftlich! Aber keine Angst, es bleibt für jeden verständlich und nachvollziehbar!
Progesteron hat eine Wirkung auf NK-Zellen
Während der Menstruation wandelt sich wie bereits oben beschrieben die obere Zellschicht der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in die Dezidua um, in welche die Eizelle nach der Befruchtung eindringt und sich einnistet. Anschließend wandelt sich die Dezidua durch Hormone in die Schwangerschaftsdezidua (Decidua graviditatis) um. Die Zellschicht ist reich an Drüsen und Blutgefäßen.
Zusammen mit zwei Schichten, die von der Eizelle stammen, bildet sie die dreischichtige Eihöhle. Diese schützt und ernährt die Frucht und entgiftet das Fruchtwasser. Nach der Geburt sowie bei ausgebliebener Befruchtung während der Regelblutung stößt der Körper die Dezidua ab.
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Die Progesteron-gesteuerte Umbildung des Endometriums zur Dezidua ist assoziiert mit der Chemokin-gesteuerten Einwanderung von Leukozyten in die Gebärmutterschleimhaut. Der überwiegende Teil der infiltrierenden Leukozyten sind natürliche Killerzellen (NK-Zellen); weitere Immunzellen sind Makrophagen und einige T-Zellen.
Die uterinen NK-Zellen (uNK-Zellen) unterscheiden sich im Phänotyp und ihrer Funktion von den herkömmlichen peripheren NK-Zellen, die wiederum die wichtigste zelluläre Komponente des innaten Immunsystems für die Erkennung und Eliminierung maligner oder virusinfizierter Körperzellen darstellen. Im Gegensatz zu den NK-Zellen des Blutes besitzen aktivierte uNK-Zellen nur eine geringe zytolytische Fähigkeit.
Die Rolle der uNK-Zellen während der frühen Schwangerschaft ist noch nicht abschließend geklärt. Sie scheinen aber eminent wichtig für den Umbau einer gesunden Plazenta zu sein, indem sie durch die Sekretion angiogener Faktoren deren vaskuläre Umgestaltung regulieren und somit die ausreichende Nährstoffversorgung des Embryos durch die Plazenta gewährleisten.
Die Bedeutung der uNK-Zellen für eine erfolgreiche Schwangerschaft wurde experimentell im Mausmodell demonstriert: Die ungenügende Aktivierung dieser Zellen führte zu einer gestörten Dezidualisierung sowie zu einer Beeinträchtigung des Wachstums des Fötus, wodurch sich ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten ableiten lässt. Da uNK-Zellen keine Progesteron-Rezeptoren (PR) besitzen, kann dieses Steroidhormon keinen direkten Effekt auf die Zellen ausüben.
Trotzdem sind die Präsenz und die Aktivität der uNK-Zellen in der Dezidua zu Beginn der Schwangerschaft stark von einem Anstieg der Progesteron-Spiegel im Uterus abhängig. Der stimulierende Einfluss des Progesterons auf die uNK-Zellen wird vielmehr durch PR-ex-primierende Stroma-Zellen des Endometriums vermittelt, die nach Bindung des Hormons an den Rezeptor mit der Produktion des Zytokins Interleukin-15 (IL-15) beginnen. Die Freisetzung dieses Botenstoffes bewirkt dann die Rekrutierung und Aktivierung der uNK-Zellen in der Dezidua. Ein Abfall der Progesteronspiegel resultiert in einem verstärkten Zelltod (Apoptose) der uNK-Zellen.
Anders als die uNK-Zellen exprimieren die peripheren NK-Zellen des Blutes Rezeptoren für Progesteron und sind daher für eine direkte Inhibition durch das Hormon empfänglich.
Progesteron hat eine Wirkung auf T-Lymphozyten
Der am längsten bekannte immunsuppressive Effekt des Progesterons ist die Hemmung der stimulationsbedingten Vermehrung (Proliferation) der T-Lymphozyten, wodurch die Zahl der immunologisch reaktiven Zellen limitiert wird. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren eine Reihe weiterer inhibitorischer bzw. modulierender Einflüsse von Progesteron auf die Funktion von T-Lymphozyten beschrieben worden. (Quelle: Ganzimmun®)
Fazit: Durch die letzten beiden Absätze wird deutlich, zu welchen Auswirkungen das Progesteron fähig ist. Und man ist in der Forschung der genauen Abläufe noch längst nicht am Ende angekommen. Es bleibt also spannend!
Ihr
Dr. Stefan Bär
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